Zum Reformationssonntag am 3. November

Die Zürcher Reformation wurde vor 500 Jahren in die Wege geleitet. Nach dem Blick auf die Pfarrherren von Neftenbach und die Geschehnisse in unserer Region wenden wir uns im Rahmen des Gottesdienstes am Reformationssonntag einer Frau zu, welche in Zürich eine wichtige Rolle spielte: die Äbtissin Katharina von Zimmern.

Als Zwingli 1519 nach Zürich kam und dort seine reformatorischen Ideen verbreitete, war der 5’000-Seelenort Zürich eine «Klosterstadt», wie Irene Gysel in ihrem neuen Buch «Katharina von Zimmern», schreibt. In den sieben Klöstern, welche zu Zürich gehörten, lebten ungefähr 1000 Personen. Ihr Leben hat sich in den Jahren der Reformation grundlegend verändert. Dass die Umwälzungen zu jener Zeit jedoch weitgehend ohne Gewalt stattfanden, ist sicher auch jener Frau zu verdanken, die als Äbtissin der Abtei Fraumünster vorstand. Doch wer war sie?

Ein Flüchtlingskind kommt ins Kloster
Geboren wurde Katharina von Zimmern 1478 im süddeutschen Messkirch in eine Familie der hochadeligen Freiherren von Zimmern. Ihr Vater Johann Werner von Zimmern fiel beim Kaiser in Ungnaden. Die Familie musste daher ihr Schloss verlassen und fliehen.
Die abenteuerliche Flucht führte sie schliesslich auf den Boden der Eidgenossenschaft, wo Katharina nun als Flüchtlingskind in Weesen am Walensee Zuflucht fand. Im Pfarrhaus in der Nachbarschaft lebte zu dieser Zeit Ulrich Zwingli bei seinem Onkel, der ihm eine Schulbildung ermöglichte. Ob sich die beiden damals schon begegnet sind, ist nicht bekannt, aber durchaus möglich.
Für die Töchter der Familie von Zimmern gab es nur zwei Möglichkeiten für ihre Zukunft; Entweder sie heirateten oder sie traten in ein Kloster ein. Da eine Heirat für die Familie nicht in Frage kam, trat Katharina zusammen mit ihrer älteren Schwester 1491 ins Kloster Fraumünster in Zürich ein.
Als die Äbtissin nach fünf Jahren verstarb, wurde Katharina mit erst 18 Jahren als ihre Nachfolgerin gewählt.

Die Äbtissin in den Wirren der Reformation
Die humanistischen Ideen, welche ihr Vater vertrat, werden auch Katharina geprägt haben. Sie galt als gebildet und humorvoll, obwohl es von ihr kaum schriftliche Zeugnisse gibt. In den Jahren 1506 bis 1508 errichtete sie im Fraumünster einen neuen Trakt und zeigte sich so als Bauherrin, der die Innenausstattung der Räume mit ihren Holzdecken und Schnitzereien wichtig waren. Dies alles vermochte jedoch nicht darüber hinwegzutäuschen, dass grosse Veränderungen im Gang waren. Mit dem Amtsantritt Ulrich Zwinglis 1519 am Grossmünster begann die Welle der Kritik an der herrschenden Kirche und auch die Klöster gerieten in Bedrängnis. Wo sich Katharina tatsächlich in den Streitigkeiten der Reformation positionierte, ist schwierig zu sagen. Da sie vermutlich bereits während ihrer Zeit im Kloster eine Tochter zur Welt brachte, dürfte sie den Reformideen Zwinglis nicht abgeneigt gewesen sein. Ihrem Verhandlungsgeschick und ihrer Weitsicht ist es zu verdanken, dass die Reformation in Zürich weitgehend unblutig verlief. Katharina übergab der Stadtregierung ihre Abtei mit dem Ziel, «Die Stadt vor Unruhe und Ungemach zu bewahren und zu tun, was Zürich lieb und dienlich ist», wie es in der Schenkungsurkunde von 1524 heisst.

Von ihren Gedanken lassen wir uns im Regionalgottesdienst zum Reformationssonntag am 3. November leiten.

Pfrn. Barbara von Arburg

Foto: Walter von Arburg / Der Katharinenturm neben der Fraumünster-Kirche steht noch bis Dezember 2024

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