Die Farbfenster der Kirche Neftenbach
Es lohnt sich, unsere Kirche mit ihrem architektonisch einmaligen Kirchturm auch einmal von innen zu betrachten; dies insbesondere wegen des mittelalterlichen Chors und seiner Farbfenster von Max Hunziker (1957). Ebenso eindrücklich ist das Kreuz-Fenster von Robert Wyss im Kirchenschiff (1989) neben dem Seiteneingang. Die übrigen Fenster des Kirchenschiffs enthalten Glasfenster von Hans Affeltranger (1998), die zu nachdenklichem Betrachten einladen.
Werden
Das linke Fenster im Chor erzählt vom Werden des Menschen; es zeigt die Mutter mit dem neugeborenen Kind. Zugleich aber ist es der Hinweis auf die Geburt dessen, der uns zum wahren Leben verhilft, des vom Propheten verheissenen Jesus Christus. Das Brot, Symbol für all das, was zum Leben nötig ist, wird auf einem Handwagen gezeigt, wie er früher von der Bäckersfrau durchs Dorf gezogen wurde. Auch dieses Brot erinnert an den, der von sich sagte: »Ich bin das Brot des Lebens.« Und wenn das Neftenbacher Wappen von Ähren umgeben ist, werden wir daran gemahnt, dass eine Gemeinde ihren Ort in eben diesem «Brot des Lebens» hat. So versinnbildlichen Vögel die Verbindung von Erde und Himmel.
Sein
Das mittlere Fenster nimmt das Bildwort von Milch und Honig - LAC ET MEL - zum Ausgang. Unten links fliesst der Segen von Gottes Wort - dargestellt als Bibel in die Häuser des Dorfes. Im Fensterfeld daneben steht die Braut im hochzeitlichen Kleid: Höhepunkt des Lebens und zugleich hinweisend auf jenes Bibelwort, das von der Gemeinde als der Braut Christi spricht, die ganz in der Ausrichtung auf ihn lebt. Bienenstock, Hirsch am Wasser, Sinnbilder des Lebens und zugleich hintergründig auf Ewiges verweisend, stehen vor dem Lebensbaum, der die obere Fensterhälfte füllt. Honigwabe und Milchkrug, sind vor der Kirche nochmals hingestellt. Die Kirche - und zwar die eigene Neftenbacher Kirche - hat zu Sinn und Aufgabe, Gottes eigene verlängerte Hand zu sein.
Vergehen
Das rechte Fenster in seinem herbstlichen Ton hält wieder Erinnerungen an die Dorfgeschichte wach. Die Glocken weisen auf die einstige Glockengiesserei, die reifen Trauben auf die Weinberge des Weinländer Dorfes hin. Die sinkende Sonne entfaltet ein warmes, reifes Rot. Der Abendmahlskelch stellt die Verbindung zu Jesu Sterben her. Die Taube, Sinnbild des Heiligen Geistes, vor der Türe des Krematoriums, die Sterne, die auch dort noch zu leuchten wissen, lassen ahnen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Des Engels Hände - er hat offene, sehende Augen - ergreifen den reifen alten Mann - er hat seine Augen in dieser Zeit für immer geschlossen -, geleiten ihn aus diesem Leben in die Ewigkeit.
Sündenfall und Jesu Kreuz
Sind Inhalt des eindrücklichen Fensters, das mit seinen Bögen Stilelemente der Chorfenster aufnimmt. So hat Robert Wyss eine innere Verbindung der Fenster geschaffen. Die Schlange im unteren Bildteil und der Baum mit den Früchten der Erkenntnis spiegeln die Verlockung und Versuchung des Wissen-wollens und der Überschreitung der uns gesetzten Grenzen. Das Kreuz mit der Leiter, die wohl weniger zur Kreuzesabnahme bereitsteht, als die in diesem Kreuz gegebene Verbindung zum Licht des Himmels symbolisiert, zeigt den, auf den sich christliches Leben ausrichtet. Wie es einst gewesen ist, sind es nicht die später führenden Jünger, sondern Maria Magdalena, Maria und Salome, die beim Kreuz verharren.
Taufe
Ein Sakrament der Kirche. Als aber Jesus getauft worden war, stieg er alsbald aus dem Wasser; und siehe, die Himmel taten sich auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn kommen (Matth. 3,16). Dieser Vers aus dem neuen Testamet ist fast wörtlich ins Bild umgesetzt: die Taube symbolisiert den herabschwebenden Geist Gottes, und der alles durchdringende Lichtstrahl führt zu Jesus Christus. Der Fisch weist auf den Glauben der Gemeinde hin.
Abendmahl
Dieses Fenster widmet sich dem zweiten Sakrament: Dem Abendmahl. Der gebrochene Brotlaib über dem mit Wein gefüllten Kelch soll daran erinnern: Denn so oft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr damit den Tod des Herrn, bis er kommt (1. Korinther 11,26).
Auferstehung
Auferstehung Jesus ist das Bekenntnis des Glaubens - der Fisch. Darüber das Symbol der Dreieinigkeit als Bekenntnis des Glaubens und als eines letzten, dem menschlichen Verstand nicht fassbaren Geheimnisses. Die aufwärts strebenden Tauben fliegen himmelwärts und beschliessen den Zyklus der fünf Fenster: von Gott - in Gott - zu Gott. Das nach oben hoffnungsvoll offene Kreuz begleitet uns Menschen ein Leben lang.
Werden
Das Fenster zeigt feine farbige Knospen und Blüten. Dieses Werden weist in seiner dekorativen Art hin auf die Fröhlichkeit und Frische des von Gott geschaffenen Lebens: Die Erde liess sprossen junges Grün: Kraut, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist, je nach Art. Und Gott sah, dass es gut war (1. Mose 1,12).
Weihnachten
Das Weihnachtsfenster zeigt das freudige Ereignis der Geburt Jesus Christus an. Die drei Sterne im oberen Teil symbolisieren die drei Weisen aus dem Morgenland. Der Lichtstrahl aus der Mitte des Fensters geht hinunter zur Geburtsstätte Jesu: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchet, kam in die Welt (Joh. 1,9).